Bad Säckingen – Unbekannte Töne erklangen am Sonntagnachmittag in der
Villa Berberich, wo gegenwärtig – und noch bis zum 30. Juni – die
Ausstellung japanischer Schildkröten und anderer japanischer
Glückssymbole der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bad Säckingen gezeigt
wird. Der Musikwissenschaftler Silvain Guignard aus Aarau spielte auf
der Biwa, einer Kurzhals-Laute, die im 13. Jahrhundert nach Japan kam.
Sie wurde von Priestern auf der Insel Kyushu zur Rezitation von Balladen
benutzt. Ob der Name dieser Laute vom größten See Japans, dem Biwa-See,
abgeleitet ist, ist unklar. Jedenfalls ist die Biwa bauchförmig wie der
See. Und die japanische Göttin des Wassers, die nach einer Insel im
Biwa-See benannt ist, spielt ebenfalls eine Biwa, wie auf einer Figur in
der Ausstellung zu erkennen ist.
Die später verfeinerte Chikuzen-Biwa war heute zu hören. Silvain
Guignard hat sie in seiner 40-jährigen Lehrtätigkeit an einer
Universität in Osaka zu seinem Lebenswerk gemacht und spielt sie auch in
unserer Region. Rezitativer Gesang und Biwaspiel gehören zusammen,
gesungen werden Balladen aus der japanischen Geschichte. Silvain
Guignard erklärte den Aufbau der fünfsaitigen Biwa, die den fünf
japanischen Elementen zugeordneten Bünde und die Notation (Notenschrift)
der Melodie. Die Saiten werden mit einem Plektrum (Gegenstand, mit dem
die Saiten von Zupfinstrumenten angeschlagen werden können) bedient.
Gesang und Spiel müssen nach strengen Regeln koordiniert werden.
Ballade mit Spannung
Die zahlreich erschienenen Zuhörer hatten eine Übersetzung der
vorgetragenen Ballade vor sich. Hier die Geschichte des erzählenden
Gedichts: Der Shogun, ein kaiserlicher Kriegsherr, wünscht sich einen
hoch oben am Felsen blühenden Kirschzweig, der von einem mutigen Reiter
zu holen sei. Zwei Reiter, die sich für diese schwierige Aufgabe melden,
stürzen ab mit ihren Pferden, der dritte schafft es mit einer List und
gewinnt die kaiserliche Gunst. Dramatische Effekte mit Stimme und
Biwaspiel entstehen und versetzen die Zuhörer in Spannung. Silvain
Guignard rezitiert mit großem Können. In der beeindruckenden Ausstellung
der Deutsch-Japanischen Gesellschaft ist er von den Objekten seiner
zweiten Leidenschaft, dem Sammeln japanischer Kunst, umgeben. Zu sehen
sind Bildrollen, Wandschirme und Kunstgegenstände aus seiner Sammlung.
In dieser Umgebung konnten die Besucher eine mit Tönen illustrierte
Balladenkunst der japanischen Biwa erleben.https://ezeitung.badische-zeitung.de/issue.act?issueId=1050336&token=xh7G5JVIR63qbQQQtlhIIZ3dNI63e3UvfRTbXi8rw2Mp7RqIdi7zLRnvondWpsQjLRk0fb7KBU7d3N8iFR-9GtMvsB0JxN6wZharKO9iIxlP2N9WcR22Wj9Y_jeluC8NJWXHsz01NsYpnmI0UfZiqA%2C%