Bad Säckingen feiert die Städtepartnerschaften – Normalität statt Pathos

Der Journalist MICHAEL GOTTSTEIN schrieb für die BADISCHE ZEITUNG am und für den SÜDKURIER 25.09.2023

Bad Säckingen hat am Samstag seine fünf Städtepartnerschaften gefeiert. Zahlreiche Gäste sind gekommen.

Gemessen an der Zahl der Besucher und den Wegstrecken, welche selbige zurückzulegen bereit waren, ist die Beziehung Bad Säckingens zu seinen fünf Partnerstädten sehr lebendig. Aus jeder Stadt, selbst aus dem 12.400 Kilometer entfernten Nagai, waren die Bürgermeister samt Delegationen angereist.

Der Schlosspark verwandelte sich am Samstag in eine Festwiese, die den Gästen nicht nur Bewirtung, sondern auch Informationstafeln über die fünf Städtepartnerschaften, Gelegenheiten zum Gedankenaustausch sowie ein kulturelles Rahmenprogramm bot. Die Redebeiträge beim Festakt waren eher kurz gehalten, stattdessen hatten die Vorsitzenden der fünf Freundeskreise die Möglichkeit, im Interview mit Moderatorin Monika Studinger ihre Ideen zu äußern.

Nachdem die Stadtmusik unter Leitung von Johannes Brenke den offiziellen Teil mit Wagners „Festmusik“ eröffnet hatte, betonte Bürgermeister Alexander Guhl die Bedeutung kommunaler Partnerschaften: Sie seien es gewesen, die die Menschen zusammengeführt hätten. Er dankte den Vereinen, Schulen und Organisationen, die die Partnerschaft am Leben hielten. Die Beziehungen müssten für neue Ideen einer neuen Generation offen sein, dadurch würden sie belebt. Die Parlamentarische Staatssekretärin und Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter sprach Grußworte und appellierte: „Tragen Sie dazu bei, dass die Partnerschaften nicht einschlafen.“

Unter den Klängen von Händels „Feuerwerksmusik“ steuerte der Festakt auf seinen Höhepunkt zu: die Unterzeichnung der Urkunden. Dies nahm etwas Zeit in Anspruch, da jeder der sechs Bürgermeister sämtliche Urkunden unterzeichnete, neben Alexander Guhl waren dies Daniel Alsters (Sanary-sur-Mer), Thomas Kistler (Glarus Nord), Vincenzo Luciano Casone (Santeramo in Colle), Shigeharu Uchiya (Nagai) und Viktor Weinzinger (Vizebürgermeister von Purkersdorf).


In der Gesprächsrunde mit den Freundeskreis-Vorsitzenden wurde deutlich, dass das Versöhnungs- und Freundschaftspathos aus der Frühzeit der Jumelage mittlerweile einer Normalität gewichen ist. Frieden und der Austausch sind zwischen den sechs Partnerstädten zu Selbstverständlichkeiten geworden, und wie in jeder Beziehung gibt es neben Höhen auch einige Tiefen.

Bernhard Griesser (Freundeskreis Santeramo) erklärte, dass es beim Schüleraustausch mit Santeramo im Moment nicht so gut laufe. Er gebe aber die Hoffnung auf eine Wiederbelebung nicht auf. Auch Bettina Martinie (Vizevorsitzende des Freundeskreises Sanary) berichtete, dass es in Sanary keine Deutsch-Klasse mehr gebe und wünschte sich eine Erneuerung; aber es sei erfreulich, dass Jugendliche aus Sanary zum Internationalen Jugendcamp nach Bad Säckingen gekommen seien. Für Regine und Peter Haußmann (Freundeskreis Nagai) ist „Japan weit weg und wunderschön, ein richtiges Sehnsuchtsland“. Wegen der Entfernung fänden Besuche nicht so oft statt, dafür gebe es einen kulturellen Austausch mit 20 Veranstaltungen pro Jahr. Regine Haußmann wünscht sich, wieder mit einer Delegation in Nagai empfangen zu werden.

Klaus Kummle (Freundeskreis Purkersdorf) berichtete von einer mit viel Leben erfüllten Städtebeziehung, zu deren Höhepunkten die Aufführung des Schauspiels „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal in Bad Säckingen gehört habe. Knut Nesselhauf und Peter Neumann (Glarus Nord), die Vorsitzenden der beiden Freundeskreise, erklärten, dass der heilige Fridolin, die Näfelser Fahrt und die gemeinsame Sprache – gemeint war das Alemannische – Garanten für eine dauerhafte Beziehung seien.

Ein Höhepunkt war die Aufführung der Kantate „Sankt Fridolin“ von Franz Regli (Musik) und Walter Böniger (Text) im Münster im Jahre 2011. Im Pavillon war eine Bonsai-Ausstellung der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Koopertaion mit den Bonsai-Freunden Dreiländereck Basel zu sehen. Nach dem Auftritt des Trompeters gehörte die Bühne dem Verbandsjugendorchester Hochrhein und dem Jazz-Orchester Sanary; parallel fand die Städte-Party in der Huber-Arena statt.

Die Gastgeschenke

Die Gäste kamen nicht mit leeren Händen: Sie brachten Kulinarisches aus dem Wienerwald sowie ein Werbeplakat aus Sanary mit. Die Nagaier Delegation schenkte ein in traditioneller Handarbeit gefertigtes Geschicklichkeitsspiel, Glarus Nord stiftete vier im Rahmen eines Inklusionsprojektes gefertigte Bänke, und die italienische Delegation übergab eine Lithographie des aus Santeramo stammenden Künstlers Francesco Netti (1832 bis 1894) und Bücher über dessen Leben.

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