Ein Dreiklang Zum Jubiläum

BADISCHE ZEITUNG und SÜDKRIER
10. Oktober 2016
Michael Gottstein

Der Freundeskreis Nagai-Bad Säckingen zeigt im Haus Fischerzunft die japanischen Kunstformen Ikebana, Kalligraphie und Keramik.

BAD SÄCKINGEN. Ikebana, Kalligraphie und Keramik sind drei der Kunstfertigkeiten Japans. Ihnen ordnete Martina Hofmann, die Vorsitzende des Vereins Haus Fischerzunft, bei der Vernissage am Freitagabend einen Dreiklang von Adjek-tiven zu: Har-monisch, edel und geschmackvoll. Der Anlass für diese hochkarätige Ausstellung ist das 30-jährige Bestehen der Deutsch-Japanischen Gesellschaft/Freundeskreis Nagai-Bad Säckingen.

Im Dachgeschoss werden Plakate der Ausstellungen gezeigt, die die Gesellschaft organisiert hat, und die Ehrenpräsidentin Regine Haußmann hielt einen Rückblick. Den Beziehungen des Ehepaares Haußmann ist es zu verdanken, dass immer wieder herausragende Präsentationen in Bad Säckingen zustande gekommen waren. Stellvertretend seien die Ausstellung japani-scher Holzschnitte aus der Sammlung des Rietberg-Museums Zürich im Jahre 1986 oder die Ausstellung „Ein blaues Wunder“ zur Geschichte des Blaudrucks genannt – Letztere wurde an das Deutsche Museum München weiter-gegeben und dort von 120 000 Menschen besucht.

Der gegenwärtige Präsident Peter Haußmann erklärte, der Freundeskreis möchte „die schönen Seiten, die Japan zu bieten hat, zeigen“. Neben den Ausstellungen werden auch Lesungen, Konzerte, Spielenachmittage und Kurse angeboten. Der eigens aus Potsdam angereiste Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Berlin, Martin Löer, gratulierte im Namen der 600 Mitglieder und dankte dem Ehepaar Haußmann, das sich seit den 1970er Jahren für einen Dialog zwischen den Ländern einsetze.

So unterschiedlich Ikebana, Kalligraphie und Keramik sein mögen, so weisen sie eine wichtige Gemeinsamkeit auf: Es geht nicht ausschließlich um Ästhetik, sondern auch um Fragen der Spiritualität und den Schaffensprozess an sich. Die Kalligraphin Rie Takeda zeigt Beispiele der Schreibkunst, für deren Erschaffung eine innere Ruhe, eine geistige Hinwendung erforderlich ist, was sie auch in Workshops vermittelt. „Nach zwei Stunden sieht man bei den Teilnehmern zufrie-denere Gesichter“, so Peter Haußmann.

Ikebana, also die Kunst des Blumenarrangements, hat eine uralte Tradition und genießt heute große Popularität. Eine Meis-terin dieser Kunst ist Margot Kawinski aus Grenzach. Zum ersten Mal dabei ist der Keramikmeister Mathies Schwarze aus Oeschgen, der sich von der japanischen Töpferkunst inspirieren lässt. Sie umfasst nicht nur das seit Jahrhunderten in Europa bekannte Porzellan, sondern auch einfache, aber geschmackvolle Gefäße mit erdfarbenen Glasuren. Perfektion wird nicht angestrebt, vielmehr arbeiten japanische Keramiker bewusst mit Unregelmäßigkeiten, um die Einzigartigkeit des jeweiligen Stücks zu unterstreichen.

Ergänzt wird die Ausstellung durch zahlreiche Leihgaben. Ein Glanzlicht ist eine Teeschale, aber nicht, weil sie spekta-kulär aussieht, sondern weil sie von einem renommierten Meister stammt. In Japan werden nämlich nicht nur Gebäude und Kunstwerke, sondern auch Künstler zu „nationalen Kulturdenkmälern“ erklärt. Diese haben dann die Verpflichtung, ihre Kenntnisse weiterzugeben.

Die Ausstellung im Haus Fischerzunft ist bis Sonntag, 23. Oktober, immer samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 16. Oktober, 11 Uhr, wird Margot Kawinski die Kunst des Ikebana vorführen, und am Sonntag, 23. Oktober, 11 Uhr, wird Thomas Bachmann einen Vortrag über japanische Ästhetik halten.

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www.suedkurier.de/…/bad…/Haus-Fischerzunft-zeigt-drei-Kunstfertigkeiten-aus-Japan…