BADISCHE ZEITUNG
Freitag, 10. Oktober 2014 von Michael Gottstein
BAD SÄCKINGEN. Bad Säckingen leistet sich fünf Partnerstädte. Und das seit vielen Jahren. Am Wochenende wird fünffaches Jubiläum gefeiert: Je 40 Jahre Städtepartnerschaft mit Sanary-sur-Mer, Frankreich, und Purkersdorf, Österreich, je 30 Jahre mit Nagai, Japan, und Santeramo, Italien, und 25 Jahre mit Näfels, Schweiz. Jede Partnerstadt hat ihre Reize, jede Partnerschaft ihre Geschichte. Die Badische Zeitung stellt sie in einer Serie vor. Heute: Nagai.
Keine Partnerstadt ist von Bad Säckingen im geographischen wie auch übertragenen Sinne so weit entfernt wie Nagai.
Doch trotz (oder gerade wegen) der kulturellen Unterschiede ist auch da im Laufe von 30 Jahren eine stabile Partnerschaft gewachsen, die vom Interesse der Bürger für die Kultur des jeweils anderen Landes und dem Engagement einzelner Persönlichkeiten getragen wird. Bereits Ende der 1970er Jahre nahm Hiroshi Akama Kontakt mit Bad Säckingen auf, und sein Vorstoß stieß auf Gegenliebe: Es war (und ist) vor allem Regine Haußmann, die sich um die Partnerschaft verdient gemacht hat. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft/Freundeskreis Nagai-Bad Säckingen organisiert regelmäßig Vorträge, Konzerte und Ausstellungen, die den Bad Säckingern die Kultur des fernöstlichen Landes näher-bringen. Zu den Höhepunkten zählte etwa die Fotoausstellung über die Gartenkunst der alten Kaiserstadt Kyoto in der Villa Berberich. Umgekehrt sind viele Japaner sehr an der klassischen Musik Europas interessiert, und da ist es kein Wunder, dass auch Victor Nesslers Oper „Der Trompeter von Säckingen“ in Nagai aufgeführt wurde.
Was die Bürger von Nagai an Bad Säckingen ebenfalls fasziniert, ist die Altstadt mit ihren engen Gassen und ihrer urbanen Atmosphäre. Eine Delegation war eigens in die Trompeterstadt gekommen, um sich über Denkmalschutz zu informieren.
Nun liegt Nagai zwar auch in einer alten Kulturregion, verfügt aber über kein verdichtetes Zentrum im eigentlichen Sinne, denn die Stadt entstand erst im Jahre 1954 durch die Zusammenlegung mehrerer Dörfer, in denen sich Tempel, Gärten und einzelne historische Bauernhäuser befinden. Bestechend ist die Harmonie mit der Landschaft: Die Stadt liegt an einem Fluss und ist von Bergen umgeben, was sich 2011 als großes Glück erwies, denn so war Nagai von dem Erdbeben und dem Tsunami wenig betroffen, und die Berge schützten die Stadt vor radioaktiven Emissionen.
Der Freundeskreis sammelte 10 000 Euro, um die Bürger in der schwer verwüsteten Stadt Tagajo, die mit Nagai freundschaftlich verbunden ist, zu unterstützen. Zu den Sehenswürdigkeiten von Stadt und Region zählen etwa ein als Kulturdenkmal eingestufter 1200 Jahre alter Kirschbaum, ein Park mit jahrhundertealten weißen Azaleen und ein drei Hektar großes Areal mit einer Million Irispflanzen. Zum traditionellen Kunsthandwerk zählen die Seidenweberei und die Narushima-Töpferei, die seit mehr 200 Jahren Gefäße mit einer berühmten kobaltblauen Glasur herstellt.
Nagai liegt nordwestlich der Hauptstadt Tokio in der Präfektur Yamagata und hat knapp 30 000 Einwohner. Der Vorsitzende des Freundeskreises in Bad Säckingen ist Peter Haußmann.