Der Sonntag
am Hochrhein von MIRIAM JAENEKE
Manche Spielsachen kennt man, etwa mit Origami-Technik gefaltete Papiertiere oder hohle Holzpuppen, in deren Innerem weitere Puppen stecken. Aber eine Ausstellung in Bad Säckingen zeigt auch unbekannteres Kinderspielzeug aus Japan. Damit darf ruhig gespielt werden.
Haben Sie einen unerfüllten Wunsch? Wären wir in Japan, würden Sie dafür eine Daruma-Puppe bemühen. Das sind Pappmachékugeln mit schwarz-roten, bärtigen Gesichtern darauf. Innen haben sie eine Tonkugel, so dass sie, rollt man sie zur Seite, sich von allein wieder aufrichten. Sie werden gezeigt in der Ausstellung „Japanisches Spielzeug – Tradition und Moderne“, die der Freun-deskreis Nagai von Köln nach Bad Säckingen geholt hat.
Diese japanischen Stehaufmännchen haben statt Augen weiße Kreise, sind also blind. Sie stellen Bodhidharma dar, den ersten Patriarchen des Zen-Buddhismus in China, der sich die Augenlider herausgerissen haben soll, um während der Meditation nicht einzuschlafen. Will man, dass der Wunsch in Erfüllung geht, malt man nun in einen der beiden Kreise ein Auge und stellt den Daruma neben den Eingang, damit man ihn häufig sieht und an seinen Wunsch denkt. Hat der sich erfüllt, fügt man das zweite Auge hinzu. Im Frühjahr werden die Puppen dann vor den buddhistischen Tempeln verbrannt und man kann neue Puppen für neue Wünsche erwerben. Je nach Größe des Wunsches und Geldbeutels faust-groß bis – etwa bei Politikern, die wiedergewählt werden wollen – zur Hüfte aufragend.
Die Ausstellung, die in dem charmant schiefen Haus mit niedrigen Decken und knarzenden Treppenstufen wunderbar Platz findet, präsentiert so manches für Erwachsene, vieles aber für Kinder. In einem Raum dürfen sie mit den Sachen auch spielen. An den Schaukästen stehen Schemel, so dass auch die Kleinen über den Vitrinenrand schauen können. Zu entdecken gibt es da traditionelles Spielzeug, das teils zusammen mit der Schrift und dem Buddhismus zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert nach Japan gekommen ist und nach wie vor hergestellt wird. Darunter mit geometrischen Mustern bestickte Temaris, unterschiedlich große Wurfbälle, die anfangs aus Stoffresten für Kimonos hergestellt und vom Adel für Fangspiele verwendet wurden. Heute sind sie Glücksbringer, ebenso wie nickende rote Ochsen aus Pappmaché. Ochsen wurden im bäuerlich geprägten Japan nicht gegessen, sondern auf dem Feld eingesetzt, getreu dem Motto: „Einen Hausgenossen schlachtet man doch nicht und isst ihn!“ Zu dem Spielzeug aus traditionellen Werkstoffen gehören auch Pfeifen oder Wasserpistolen aus Bambus, die Schreiner aus Abfällen fertigen.
Noch in der Meiji- und Taishô-Zeit, 1868 bis 1926, spielten Mädchen mit Anzieh-puppen aus Pappe, denen sie selbstausgeschnittene Papierkleider anzogen. Besonders während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren Otedemas beliebt, faustgroße Stoffbällchen, die Mütter aufgrund des Mangels an anderen Spiel-sachen aus bunten Stoffresten zusammennähten und mit Azuki-Bohnen füllten. Inzwischen besteht die Füllung aus Steinchen, Bohnen oder Reis. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten Vinylpuppenwie die Barbie nachempfundene Jenny nach amerikanischem Vorbild oder Miniaturautos Einzug, auch diese sind ausgestellt.
Heute um 15 Uhr werden japanische Kindermärchen erzählt, die Kinder können sich im Kimono fotografieren lassen.
Kommenden Samstag, 22. März, beginnt um 15 Uhr ein Spielenachmittag, am Sonntag, 23.März, Origami-Falten.
JAPANISCHES SPIELZEUG ,Fischergasse 12, Bad Säckingen, mittwochs 14-18 Uhr, samstags
und sonntags 10-18 Uhr, bis 23. März