Grimmige Mönche Und Bunte Kreisel

BADISCHE ZEITUNG von Julia Dreier
BAD SÄCKINGEN. „Anfassen verboten!“ – das gilt für die meisten Ausstellungen. Nicht so bei der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und dem Freundeskreis Nagai-Bad Säckingen. Sie zeigen japanisches Spielzeug im Haus Fischerzunft: Anfassen und Ausprobieren ist ausdrücklich erlaubt. „Das wäre ja fies, den Kindern das Spielzeug vor die Nase zu setzen, sie aber nicht damit spielen zu lassen“, sagt Vereinspräsident Peter Haußmann.
Kulturelle Unterschiede gibt es viele zwischen Deutschland und Japan. Was aber diese beiden Kulturen, wie alle anderen auch, gemeinsam haben, sind Kinder, die gerne spielen. Nicht nur Kinder können in der Ausstellung bekannte Spielsachen entdecken. Auch Erwachsene finden Altvertrautes, wie zum Beispiel bunte Kreisel oder fliegende Handpropeller. Gleichzeitig haftet vielen der Spielzeuge, die Peter und Regine Haußmann vom Japanischen Kulturinstitut in Köln ausgeliehen haben, etwas Fremdartiges an. Fast alle sind aus Bambus oder Holz gefertigt und bunt bemalt, oft mit Gesichtern wie beim „Daruma otoshi“ (links unten): Wegen der Legende von Daruma, einem Mönch, der beim Meditieren Arme und Beine verlor, haben die gestapelten Holzklötze grimmige Gesichter. Mit einem Hammer soll der Spieler die Holzklötze aus der Mitte des Turms wegschlagen, ohne dass dieser zusammenbricht.
„Mein Enkel konnte das schon mit drei Jahren“, erinnert sich Regine Haußmann. 16 Jahre lang war sie Vereinspräsidentin, vor zwei Jahren hat ihr Mann die Regie übernommen. Die Deutsch-Japanische Gesellschaft besteht seit 1986 und hat mittlerweile 107 Mitglieder. Anfang der1970er haben die Haußmanns fünf Jahre lang in Japan gelebt. „Mit einigem Spielzeug haben unsere Kinder damals selbst gespielt.“ Regine Haußmanns Lieblingsstück ist ein Kreisel, der sich auf den Kopf beziehungsweise auf den Stiel umdreht, wenn er sehr schnell gedreht wird. Neben den traditionellen Stücken finden die Besucher auch neuere Spielzeuge wie Blechautos. „Lange gab es die in Japan nicht, weil es ein rohstoffarmes Land ist, dem das Eisen fehlte“, erklärt Peter Haußmann. Deshalb wurde das Spielzeug aus Holz oder Bambus gefertigt. Erst als die europäische industrielle Revolution mit Verspätung in Japan ankam, gab es Spielzeug aus Blech und schließlich auch aus Plastik.

„Traditionen halten in Japan lange, deshalb stellen wir keine Antiquitäten aus, das gibt es alles heute noch“, erklärt der Kurator. Die Religion spielt in Japan eine große Rolle. Deshalb sind Glücksbringer, die man an Tempeln kaufen kann, als Spielzeug sehr verbreitet. So gibt es noch eine Version des grimmigen Mönchs Daruma: ein Stehaufmännchen, dem die Augen fehlen. An Neujahr darf man sich etwas wünschen und malt die Pupille des ersten Auges aus; ist der Wunsch in Erfüllung gegangen, malt man das zweite aus. Am Jahresende werden die Figuren verbrannt. „Die größten Figuren kaufen immer die Politiker, teils hüfthoch“, sagt Haußmann und lacht, „die wünschen sich, wiedergewählt zu werden.“
Japanisches Spielzeug: Die Vernissage zur Ausstellung „Japanisches Spielzeug“ findet am Samstag, 8. März, 15 Uhr, im Haus Fischerzunft statt. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 23. März, mittwochs 14 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 18 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr. Es gibt ein Kinderprogramm mit Verkleiden, Origami falten und Basteln. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Infos unter 07761/5538502 oder http://www.djg-nagai-saeckingen.de