Bad Säckingen – Eine Lesung aus einem Buch des bekanntesten japanischen Au- tors, landestypische Köstlichkeiten und zwei von Japan begeisterte Referentin- nen, Elisabeth Möller-Giesen und Inga Bloss. Das alles bot der Freundeskreis Nagai-Bad Säckingen der Deutsch-Japanischen Gesellschaft am Freitagabend bei der Lesung aus dem Buch „Nach dem Beben“ von Haruki Murakami in der Stadtbü-cherei.Die Wahl des Autors ist etwas für Japan-Änfänger und Japan-Kenner.
Schließlich gilt Murakami als der westlichste japanische Autor. In seiner Hei- mat gilt das nicht unbedingt als Kompliment. Nichtsdestotrotz gilt er als no- belpreiswürdig. „Nach dem Beben“ ist eine Sammlung von sechs Kurzgeschichten. Elisabeth Möller-Giesen las mit „Frosch rettet Tokio“ eine stark surrealisti- sche Geschichte während Inga Bloss mit „Thailand“ eine durchaus nachvollzieh- bare Geschichte einer Frau mittleren Alters ausgewählt hatte.
Beide Geschichten spielen vor dem Hintergrund von zwei Ereignissen aus dem Jahr 1995: In Kobe bebte die Erde und kurz darauf starben in der Tokioter U-Bahn Menschen durch einen Giftgas-Anschlag. Der Naturkatastrophe nähert sich der Autor in „Nach dem Beben“ von fiktionaler Seite.
In „Frosch rettet Tokio“ begegnet ein zwei Meter großer Frosch einem vom Leben enttäuschten Bankangestellten. „Ich muss den Wurm bekämpfen und du musst mich dabei unterstützen, sonst gibt es in Tokio ein Erdbeben“, eröffnet er dem japa- Helden wider Willen an dessen Küchentisch. Dazu muss man wissen, dass in der janischen Mythologie davon ausgegangen wird, dass Erdbeben von dem Wels „namazu“ hervorgerufen werden auf dem Japan liege. Bei Murakami ist es kein Wels, sondern ein Wurm, der droht die Erde beben zu lassen.
„Thailand“, ist das Porträt einer Medizinerin mittleren Alters, die von Hitze-wallungen und ihrer Erinnerung heimgesucht wird. Die Ärztin Satsuki sucht nach einem Kongress Entspannung in Thailand. Sie ist so verbittert, dass sie ihrem ehemaligen Liebhaber in Kobe wünscht, dass er durch das Erdbeben umgekommen sein möge. Dieser Wunsch belastet ihr Gewissen.
Murakamis Helden sind oft Außenseiter und verlassen häufig aus irgendeinem Grund das geregelte Leben. Oft ist dabei die Rede von Leere, Todessehnsucht oder Schlaffheit.