BZ vom 04.05.2011:
BAD SÄCKINGEN. Selten gab es in einer Sitzung des Bad Säckinger Gemeinderats so viel Beifall wie am vergangenen Montag. Der Applaus der Volksvertreter galt einem besonderen Mann für eine besondere Ehrung – und für eine besondere Rede. Für seine Verdienste um die Städtepartnerschaft Bad Säckingens mit Nagai hat Bürgermeister Martin Weissbrodt Dr. Hiroshi Akama mit der Ver- dienstmedaille der Stadt in Silber ausgezeichnet. Der bedankte sich in deutscher Sprache.
Eigentlich sollte Akama die hohe Auszeichnung der Stadt beim Fridolinsfest im März erhalten. Das gewaltige Erdbeben in Japan wenige Tage zuvor hielt ihn damals allerdings auf dem Flughafen von Tokio fest. Jetzt aber hat es geklappt mit der Europareise des inzwischen 80-jährigen Zahnarztes aus Nagai. Es ist eine Reise, die ganz im Zeichen der Naturkatastrophe in Japan steht. Der Besuch der jüngsten Sitzung des Bad Säckinger Gemeinderats und der anschließende Empfang ihm zu Eh-ren war nämlich am Montagabend nicht der einzige Termin Akamas. Eilig ging’s weiter nach Tien-gen, wo in der katholischen Pfarrkirche ein Benefizkonzert zugunsten der Opfer von Erdbeben, Tsunami und Atomunglück stattfand. Hauptredner dabei: Hiroshi Akama.
Wie es in Japan und insbesondere in Nagai jetzt aussieht, wollten natürlich auch die Bad Säckinger Stadträte von Hiroshi Akama wissen. So widmete er einen Großteil seiner Dankesrede im An-schluss an die Verleihung der Verdienstmedaille der Katastrophe. Auf deutsch sagte er, dass die Stadt Nagai aktuell 200 Flüchtlinge aus der Region rund um das beschädigte Atomkraftwerk aufge-nommen habe, dass die Stadt auf stabilem Grund gebaut sei, so dass das Erdbeben in Nagai selbst vergleichsweise geringe Schäden angerichtet habe. Tage-, bzw. wochenlang aber sei die Versor-gung mit Nahrungsmitteln, Energie und Benzin sehr kritisch gewesen; wo der Tsunami gewütet ha-be, sehe es aus wie nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Katastrophe vom 11. März, so sagte Martin Weissbrodt in seiner Festrede auf den Gast aus Ja-pan, sei eine weltweite Katastrophe. Sie zeige, dass es größere Kräfte gebe als „Wirtschaftskraft“ und „Weltpolitik“. Dass Hiroshi Akama trotz der widrigen Umstände in seinem Heimatland nach Bad Säckingen gekommen sei, sei ein ganz besonderes Zeichen der Verbundenheit mit der Stadt.
Weissbrodt erinnerte daran, dass der Skisport Akama einst nach Säckingen geführt habe. Uner-müdlich habe er fortan an der Gründung einer Städtepartnerschaft zwischen Bad Säckingen und Nagai gearbeitet, die schließlich 1983 gelang. Akama sei Begründer der Städtepartnerschaft und seit 1983 auch stetiger Antreiber und Motor der bilateralen Beziehungen. 1999 habe er mit einer nam-haften Spende die Wiederherstellung der historsichen Steintreppe an der alten Stadtmauer beim Gallusturm und die Aufstellung der Skulpturengruppe Hiddigeigei im Bereich des Hotels „Goldener Knopf“ ermöglicht. Akama sei ein Vorbild an Enthusisismus und Optimismus. „Solange es solche engagierten Menschen gibt, braucht es uns trotz Katastrophen und Unglücksfällen vor der Zukunft in dieser Welt nicht bange sein“, schloss Weissbrodt.
Glückwünsche kamen auch von Walter Strohmeier aus Bernau. Der Enkel des legendären Ski-Köpfers erinnerte daran, dass Akama der Skischule in Nagai den Namen seines Großvaters gegeben habe und er als Ehrengast zur Einweihung nach Japan eingeladen wurde.