Westlicher Blick Auf Die Fernöstliche Exotik

In der Ausstellung „Altes Japan“ in der Villa Berberich in Bad Säckingen sind historische Fotografien aus dem Besitz des Japanischen Kulturinstituts Köln zu sehen.

Roswitha Frey

BAD SÄCKINGEN. Anmutige Frauen in Kimonos, Damen in Rikschas und Sänften, ein Samurai in einem Umhang aus Stroh, Sumo-Ringer und Teehäuser: Solche Motive finden sich in der Ausstellung „Altes Japan“ in der Bad Säckinger Villa Berberich. Zu sehen sind historische Fotografien aus dem Besitz des Japanischen Kulturinstituts Köln, die Alltagsszenen und Ansichten aus Japan im späten 19. Jahrhundert zeigen.
Es handelt sich um Aufnahmen aus der Sicht westlicher Reisender, die einen speziellen Blick auf Land und Leute, das Leben, die Menschen, die Traditionen in der Zeit von 1868 bis 1912 werfen. Großteils stammten die Exponate aus der Sammlung des Diplomaten Karl von Eisendecher, der die frühen Genrebilder aus Fernost nach Deutschland brachte. Bei der Eröffnung dieser von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft/Freundeskreis Nagai-Bad Säckingen veranstalteten Schau freute sich Bürgermeister Alexander Guhl, dass im Zuge der Städtepartnerschaften das kulturelle Leben der jeweiligen Länder, in diesem Fall Japans, stärker ins Bewusstsein gerückt werde. Die Ausstellung ermögliche es, in die Welt und die Kultur Japans vor 150 oder 100 Jahren einzutauchen und das ferne Land auch besser zu verstehen.
Die Schau mache eine Zeit sichtbar, in der es noch viel Handarbeit, Handwerk und eine starke Hierarchie in der Gesellschaft gegeben habe, sagte Peter Haußmann, Präsident des Freundeskreises Nagai-Bad Säckingen. Er hob die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Japanischen Kulturinstitut Köln hervor, die seit 1981 besteht. Das Anliegen des Kulturinstituts sei es, Kunst und Kultur Japans zu vermitteln, betonte dessen Direktor Masakazu Tachikawa in seinem Grußwort. Sein Dank galt dem unermüdlichen Einsatz der Japankenner Regine und Peter Haußmann.

Eine spannende inhaltliche Einführung gab die Kulturreferentin des Kulturinstituts, Angela Ziegenbein. Die Reise- und Souvenirfotografie habe sich in Japan erst Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt, einer Zeit tiefgreifender Veränderungen. Dass auf den frühen Fotografien der ausländischen Reisenden oder japanischer Fotoateliers hauptsächlich traditionelle Aspekte und weniger die fortschrittlichen Neuerungen abgebildet sind, habe mit dem „visuellen Hunger nach Exotismen“ zu tun. Die historischen Aufnahmen hätten dokumentarischen Wert und geben Einblick in die spezielle japanische Kultur. Teils sei es auch eine inszenierte Wirklichkeit, um eine Idealvorstellung von Japan zu schaffen. Auch in fototechnischer Hinsicht seien die Bilder interessant durch die sorgfältige Nachkolorierung. Die Fotografien wurden nachträglich aufwändig mit Aquarell- oder Ölfarben bearbeitet, koloriert und zu farblich fein nuancierten Kunstwerken verwandelt. Bei den Porträts und Gruppenbildern handelt es sich teilweise um Studioaufnahmen, die fast schon bühnenbildhaft inszeniert wurden. So sieht man eine westliche Frau im Kimono mit Fächer, Reisstrohmatte und Teekanne. Auffallend auch die Aufnahmen des damaligen Kaiserpaares: Zuerst wurde der Tenno im traditionellen Hofgewand abgelichtet, dann in einer westlich anmutenden Uniform.

Ferner sieht man Adelige der Hofaristokratie in prächtigen Gewändern, Frauen in Kimonos beim Kartenspiel oder beim Musizieren auf Langhalslauten, Koto und Trommeln, junge Frauen mit Schirmen, eine Prostituierte auf hohen Holzsandalen, Damen, die in Sänften und Rischkas transportiert werden, Kendo-Kämpfer, Männer, die einen beladenen Lastkarren von Hand fortbewegen, oder eine Personenfähre.
Ansichten von Bauernhäusern am Fuße des Fuji

Unter dem Kapitel Gewerbe entdeckt man fliegende Händler mit Küchenutensilien, eine Weberin am Webstuhl, einen Tischler mit Werkzeug. Außerdem zu sehen sind Architektur-, Straßen-, Stadt- und Naturansichten, Bauernhäuser am Fuße des Fuji, ein dreistöckiger Wachturm, eine Steinbrücke in Kyoto, eine Trommelbrücke aus Holz in Osaka, Dörfer am Fluss oder eine Dorfstraße mit Läden. Zur Einstimmung spielte die Flötistin Renate Griesser, begleitet von Greta Knoll am Piano, bezaubernde fernöstliche Weisen. Außerdem rezitierte sie Gedichte der heutigen Kaiserin von Japan.
Die Ausstellung ist bis 6. Mai zu sehen, Mittwoch, Donnerstag, Samstag 14 bis 17, Sonntag 11 bis 17 Uhr. Das Rahmenprogramm umfasst Vorträge am 22. und 29. April, 15 Uhr, sowie einen Nachmittag mit japanischen Spielen am 5. Mai, 15 Uhr.

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